Waldorf im Zentrum: Rundgang und Lückenschluss

Waldorf im Zentrum, Model, Seminar für Waldorfpädagogik Berlin

Ein neuer Bericht zum Stand des Neubauimpules “Waldorf im Zentrum” mit Geschäftsführerin Elisabeth Klink und Seminarleiter Christoh Doll.
Die Freie Waldorfschule Mitte hat mit dem Bau des “Lückenschlusses” begonnen. Das ist das Signal für das Waldorfseminar Berlin den Neubauimpuls weiter voranzutreiben.
Da die Baukosten nach wie vor hoch sind, bleibt die Kalkulation schwierig.
Stand: Januar 2024

waldorf-im-zentrum.de

ALLENSANG – Es klingt noch immer

15.01.2024

Es ist Montagabend, in der Aula der Waldorfschule Mitte öffnet sich ein Raum, der von knapp über 50 Menschen ergriffen wird – ein Chor, der sich neu bildet, eine Begegnung, die sich im gemeinsamen Klang freudig erfüllt.

Es sind zwei Stunden, in denen sich Menschen treffen um zu singen, ohne sich zu kennen, einfach so – kein Ziel, kein Druck, nur Freude und Schwung impulsieren den gemeinsamen Gesang – den ALLENSANG.

Dirk Hoffman (Dozent am Seminar für Waldorfpädagogik Berlin) dirigiert, motiviert und führt zusammen – es wird leicht, es vibriert, entsteht – ein Leuchten entsteht in den Gesichtern und strahlt in den Raum, die Band um Juan Carlos Otálora (Gitarre) mit Markus Runzheimer (Bass) und Katrina Martinez (Schlagzeug) unterstützt und beflügelt.

„live and let live“ heißt das Lied von Peter Gabriel, das leise verhallt und weithin nachhallt, ein Lichtmoment ohne Tamtam, einfach so, Mensch mit Mensch.

Im Frühling wird der nächste ALLENSANG sein und alle sind eingeladen.

Christoph Doll

Jede Stunde zählt

Jede Stunde zählt Bund der Freien Waldorfschulen

Mit dieser Überzeugung, der wir uns anschließen, hat der Bund der Freien Waldorfschulen eine Kampagne gestartet um neue Lehrer:innen zu gewinnen.

Der Lehrer:innenmangel geht an den Waldorfschulen nicht vorbei. Es ist ein Aufruf an die waldorfpädagogische Bewegung ihre Fähigkeiten und ihre zeitgemäße Pädagogik stärker in die Welt zu stellen, von ihr zu erzählen, sie zu beschreiben.

Jede Stunde zählt heißt, dass man sich des Augenblicks bewusst ist, der in dem Lebensort Schule für den jungen Menschen einen entscheidenden Entwicklungsschritt bedeutet. Das man als Lehrer:in für diese pädagogische Entwicklung verantwortlich ist und dass man nur mit Kopf, Herz und Hand dieser Aufgabe gerecht wird.

Das Seminar für Waldorfpädagogik Berlin sensibilisiert für diese Aufgabe die Wahrnehmung und stärkt mit viel Kunst den phantasievollen Umgang und die praktische Umsetzung.

Khalila, ehemalige Studentin am Seminar für Waldorfpädagogik Berlin, unterstützt die Kampagne mit einem Interview:

jedestundezählt.de

youtube.com/@Waldorfschule

instagram.com/waldorfschule

facebook.com/waldorfschule

 

Eltern sein, Lehrer:in werden!

Seit dem letzten Jahr versucht das Seminar für Waldorfpädagogik verstärkt darauf aufmerksam zu machen, welche Möglichkeiten es gibt, um Waldorflehrer:in zu werden. Und dabei haben wir vor allem diejenigen Menschen im Blick, die sich in irgendeiner Weise schon unserer Pädagogik angenähert haben: Unter dem Motto „Eltern sein – Lehrer:in werden!“ versuchen wir Menschen anzuregen, kurz über einen Berufswechsel nachzudenken – ganz viele Menschen wissen gar nicht, dass auch ihnen der Weg zur Pädagog:in offen steht.

Gerne haben wir uns an Elternversammlungen, in Konferenzen, auf Festen und Basaren gezeigt und beraten.

Nun stehen der nächste Informationsabend an: Am 10.01.2024 um 19.00 Uhr im Seminargebäude in der Weinmeisterstraße 16.

Sie sind alle herzlich willkommen!

Exkursion Präparatetag

Ein besonderes Unterrichtsfach an der Waldorfschule ist Gartenbau (wann finden wir endlich einen passenden Namen dafür?). Das Fach wird von der 5. bis zur 10. Klasse angeboten. In seinem Zentrum steht der Schulgarten. Es ist ein tragender Pfeiler der ökologischen Erziehung. Das interessiert nicht nur die zukünftigen Gartenbaulehrer:innen, sondern auch viele Lehrer:innen anderer Fachbereiche! So sind wir als große Gruppe zum Hof Apfeltraum gefahren und haben zusammen mit den demeter Gärtner:innen und Bäuer:innen die biologisch-dynamischen Präparate hergestellt. Es war ein Tag voller Kuhmist, Kuhhörnern, Rinderschädeln, allerhand Gedärm und vieler Heilpflanzen, die wir nach alten Rezepten zu homöopathischen Präparaten für Erde und Kompost verwandelt haben.

Kunst und Kanu mit der Waldorfschule Tokyo/Japan

Kunst und Kanu Seminar für Waldorfpädagogik Berlin

KKKK 2023

Seit 2007 besuche ich regelmäßig die Waldorfschule in Tokyo/Japan und unterrichte dort Biologie in der Oberstufe, helfe beim Aufbau des Lehrerseminars in Japan und gebe viele Kurse für Eltern und Kolleg:innen aus ganz Japan.

Im Sommer kam nun das Kollegium zu uns ans Lehrerseminar in Berlin! Sie haben mit Hubert Schmidleitner und Uwe Schulz gemalt und plastiziert und einige Museen besucht. Einen ganzen Tag sind sie mit Hubert Schmidleitner zu mir in den Garten gekommen. Natürlich haben sie dort auch gezeichnet, doch wir haben auch bei einer Führung durch den Garten über die nötigen klimatischen Anpassungen und permakulturelle Elemente gesprochen. Es war ein wertvoller Austausch. Abends wurden dann gemeinsam Onigiris (japanische Reisbällchen) für den anschließenden Tag hergestellt. Denn am Folgetag trafen wir uns alle an der Mecklenburgischen Kleinseenplatte zum Kanufahren. In Japan existieren keine großen Seenketten, es gibt das allgegenwärtige Meer und unzählige Flüsse aus den Bergen. So war es sicher ein besonderes Erlebnis in dieser unglaublich schönen Natur einen Tag auf dem Wasser zu verbringen. Es war ein sehr erfüllter Tag!

Iris Didwiszus

Mit Improtheater unterrichten von Khalila Grundl

Team Building

Ein Praktikum an der Gaia Waldorfschule in Kapstadt, Südafrika

Studierende der Waldorfpädagogik müssen im Lauf ihrer Ausbildung insgesamt 24 Wochen Praktika machen. Die Studentin Khalila Grundl vom Waldorfseminar Berlin hat sich für eines davon die Gaia-Waldorfschule in Südafrika ausgesucht, wo sie einen Monat lang innovative Unterrichtsformen kennengelernt hat und Impulse für ihre geplante Masterarbeit über den Anteil muslimischer Familien in Waldorfschulen mitnehmen konnte.

Der Artikel erschien in der April Ausgabe der Zeitschrift Erziehungskunst.
Wir veröffentlichen hier den vollständigen, ungekürzten Bericht.

Die Idee, nach einer Waldorfschule in Kapstadt zu suchen, die mich eventuell für ein vierwöchiges Praktikum aufnehmen würde, ergab sich aus der Überschneidung des vom Lehrerseminar vorgesehenen Praktikumszeitraumes mit einem jährlichen Treffen dort, an dem ich seit vielen Jahren nach Möglichkeit teilnehme. Von den acht Waldorfschulen in Kapstadt und Umgebung kontaktierte ich drei und bekam recht bald positive Rückmeldung von der Gaia Waldorfschule im Vorort Pinelands: ich sei herzlich willkommen in einer fünften Klasse dort, die sich schon lange eine Praktikantin wünscht. Das Lehrerseminar ermutigte mich in meinem Vorhaben, weitere Details besprach mein Mentor mit mir und der Klassenlehrerin in Kapstadt über zoom. Somit fühlte ich mich bereit, Anfang Oktober in den dortigen Frühling zu reisen.
Nach zehn unsäglichen Stunden, die ich seit Istanbul zwischen zwei umfangreichen Herren in der Mitte des Flugzeuges verbracht hatte, sagte ich mir, dies sei mein letzter Langstreckenflug gewesen. Sobald ich aber die Landetreppe hinunterstieg und mich einmal mehr von der Luft und den Farben umgeben fand, die mir jedes Mal auf unbestimmte Weise das Gefühl geben, wie aus einem Film hinüber in die Realität getreten zu sein, war mir wieder klar, weshalb ich geflogen war. Meine Verbundenheit mit diesem Ort kann vermutlich nahezu jede Person nachvollziehen, die selbst einmal dort war – denn Kapstadt besitzt eine besondere Art von Nahrung für das Herz, möchte ich sagen. Das unmittelbare Nebeneinander der sprudelnden Großstadt und der Gebirge, die hunderte von Jahrmillionen alt sind, deutet in jedem Moment hin auf das Verhältnis des eigenen Alltags zu dem, was davor war und danach kommt. Gesäumt vom Atlantik, dessen Glitzern das Auge unbedingt zum Stillhalten verführt, verspürt man in Kapstadt eine gewisse, wilde Geborgenheit. Und sowohl die Betrachtung seiner Geschichte als auch die lokalen Begegnungen in der Gegenwart verlangen eine Wendigkeit der eigenen Sichtweise, die, wenn sie sich ermöglicht, ungemein belebt und bereichert.

Die Gaia-Waldorfschule befindet sich ca. zehn Kilometer vom Stadtzentrum entfernt in einem Eco-Village namens “Oude Molen” (“Alte Mühle”). Diese dynamische, vielfältige Siedlung war einstmals eine verlassene Krankenhausanlage und besteht heute aus ganzheitlich und umweltbewusst ausgerichteten Kleinstunternehmen, Nichtregierungsorganisationen und dienstleistungsorientierten Sozialunternehmen. Für die umliegenden Gemeinschaften stellt sie eine Quelle an Arbeitsplätzen, Nahrungsmitteln und Bildungsmöglichkeiten dar. Hocherfreut entdeckte ich dort nur zwei Gehminuten von der Schule entfernt auch einen Regio-Laden, der (vegane) Schokoladen-Kreationen und Kaffee von exquisiter Qualität führt. Diese kann man im Garten des Ladens auf Hollywoodschaukeln und Hängestühlen genießen, in Gesellschaft von umher stolzierenden Hühnerfamilien und Pfauen – ein wunderbarer Pausenort für das Kollegium.Seit dem Jahr 2000 ist die Schule untergebracht im denkmalgeschützten Anbau eines ehemaligen Gehöfts aus dem 17.Jahrhundert, welches entsprechend restaurierungsbedürftig war. Die Spielflächen und Klassenräume entstanden dort, wie so oft im Waldorfkontext, aus dem Pioniergeist und vollen Einsatz von Eltern und Kollegium.

Ursprünge

Mit den neunziger Jahren war das Vertrauen der Eltern in das staatliche Schulsystem Südafrikas angesichts der offenkundigen Bildungskrise immer mehr geschwunden, und ein verstärktes Interesse an alternativen Bildungseinrichtungen hatte sich entwickelt. Eltern fanden, Schule sollte kreativer und stärker orientiert an der kindlichen Entwicklung sein; ein Ort, an dem Kinder Lernen als etwas Freudvolles erleben und die Klassen kleiner sind. Aus diesem dringenden Anliegen heraus entstand 1993 das „Centre for Creative Education“, mit dem Ziel, Kinder, die unter erschwerten Bedingungen und in wirtschaftlich und sozial benachteiligten Gemeinschaften aufwachsen, in ihrem Heilungsprozess zu unterstützen, zu fördern und zu befähigen.
Auch die Gaia Waldorfschule hat in dieser Institution ihren Ursprung: der Gründungsimpuls 1998 bestand vor allem darin, die Waldorfpädagogik nicht nur den privilegierten, sondern allen Kindern zugänglich zu machen, unabhängig von ihrem sozio-ökonomischen Hintergrund. So zeichnet sich die Schülerschaft der Gaia Waldorfschule durch merklich größere Diversität aus, und wurde bei einer Lehrerkonferenz 2019 als vielfältigste Waldorfschule Südafrikas gefeiert.

Jeder Montag beginnt mit einer Versammlung aller Klassen (derzeit insgesamt 142 Kinder) und einem anschließenden Spaziergang in der unmittelbaren Umgebung, wo es einiges an Flora und Fauna zu entdecken gibt. Auch eine Pferdeherde befindet sich in direkter Nachbarschaft der Schule und trägt bisweilen durch ihre ungestümen Elemente zur allgemeinen Unterhaltung bei. Der Stundenplan beinhaltet nach dem Epochenunterricht Fächer wie Trommeln und Lebenskunde, und an Sprachen werden neben Afrikaans auch isiZulu und isiXosha unterrichtet. Einmal fand während meiner Praktikumszeit ein „language sharing day“ statt, zu dem sich die fünften Klassen aller Waldorfschulen in und um Kapstadt auf dem großzügig angelegten Gelände der Constantia Waldorfschool, der ersten Waldorfschule Afrikas, versammelten. Dort konnten sich die Klassen zunächst im Rahmen einiger Gruppenspiele im Freien miteinander bekannt machen, um anschließend Einblicke in ihren jeweiligen Sprachenunterricht in Form von Darbietungen auf der Bühne mit allen zu teilen.

Mit performativen Methoden im Allgemeinen war „meine“ fünfte Klasse auch außerhalb des Sprachenunterrichtes bereits vertraut, da die Klassenlehrerin ein Fan des Improvisationstheaters ist und schon früh damit begonnen hat, vorangegangene Unterrichtsinhalte in Form von Mini-Darbietungen „abzufragen“. Hierzu teilen sich die Kinder in Kleingruppen auf und schmieden innerhalb von fünf bis zehn Minuten eine kurze Szene aus den Inhalten, an die sie sich erinnern, meist mit erstaunlichem Ergebnis. Eine weitere Art, den Stoff vom Vortag oder auch der gesamten Epoche in Erinnerung zu rufen, erlebte ich als besonders eindrucksvoll: alle bekommen die „Hausaufgabe“, sich für den nächsten Tag eine Frage zum Epochenthema zu überlegen, die noch offen geblieben ist oder die jemand, der nicht mit im Unterricht war, möglicherweise stellen würde. Wer dann am nächsten Morgen seine Frage stellt, ruft unter den sich meldenden jemanden auf – die Lehrerin involviert sich nicht. Das so entstehende Gespräch innerhalb der Klasse nahm in unserem Fall („Wozu haben wir Matheunterricht?“) eine bemerkenswerte Tiefe an, so dass die Lehrerin dabei Notizen machte, die dem abschließenden Epochenheft-Eintrag als Grundlage dienten.

 

Afrika-Epoche: die Königreiche Westafrikas

Nachdem ich die Klasse eine Woche lang beobachtend begleitet hatte, war ich nun an der Reihe, erstmals eine Epoche selbst zu unterrichten. Auf dem Plan stand „Ancient African History“, und so hatte ich als Beispiel die Geschichte der Königreiche Westafrikas, Ghana – Mali – Songhay recherchiert. Die geographische Entwicklung, der Transsaharahandel mit Gold, Salz und Büchern, die Gelehrtenstadt Timbuktu mit ihren Lehmbauten, ihr Förderer Mansa Musa, und das „singende Geschichts-Gedächtnis“ in Form der Griots bzw. Djeli, wurden die zentralen Themen. Für den Einstieg hatte sich das wunderschöne Gedicht „The Lure of the Desert Land“, von Madge Morris Wagner gefunden.

Klassenfahrt

Zum Ende meines Praktikums fand für diese fünfte Klasse eine Klassenfahrt statt, coronabedingt ihre allererste. Wir fuhren für drei Tage in die Tagungs-/Begegnungsstätte „High Africa“ im ca.120km entfernten Worcester, wo die Klasse ein fabelhaftes Programm an erlebnispädagogischen Aktivitäten erwartete. Bereits die Hinfahrt im Minibus war ein vergnügliches Erlebnis, umgeben von spektakulären Gebirgslandschaften, die die Kinder zum Staunen brachten. Bei der Fahrt durch einen der Vororte Kapstadts allerdings tauschte die Klassenlehrerin vielsagende Blicke mit mir, als wir am Pausenhof einer staatlichen Schule vorbeifuhren, wo sich uniformierte Kinder gegen einen meterhohen Drahtzaun drückten, und unsere Fünftklässler ehrlich bestürzt riefen: „Ein Gefängnis! Da ist ja ein Gefängnis mit Kindern!“

Abkühlung im Breede-River

Team Building

Frühlingsbasar und Abreise

Am Tag meiner Abreise im November fand der Frühlingsbasar der Gaia Waldorfschule statt, unter dem diesjährigen Motto „proudly South African“. Und so malte ich beim Kinderschminken neben Einhörnern und Flamingos viele Male die Südafrikanische Flagge als meist gewünschtes Motiv auf die Wangen sämtlicher Kinder. Jede Mittelstufenklasse zeigte eine Darbietung, die Fünfte hatte einige Stücke auf der Djembe eingeübt. Abschließend ergab sich hier noch eine Gelegenheit für mich, mit einigen der Eltern ins Gespräch zu kommen und interessante Impulse für meine anstehende Masterarbeit mitzunehmen. Denn fast die Hälfte der von mir besuchten Klasse besteht aus Muslimischen Schüler/-innen, was die Zusammensetzung der regionalen Gesamtbevölkerung weitaus besser repräsentiert, als dies an Waldorfschulen im deutschsprachigen Raum bislang der Fall ist. In meiner anstehenden Masterarbeit möchte ich auf mögliche Gründe für letzteres eingehen und auch Aspekte der bemerkenswerten Passung herausarbeiten, die sich zwischen waldorfpädagogischem Ansatz und islamischer Lebenspraxis vielfach abzeichnet und unter anderem von den muslimischen Eltern der Gaia Waldorfschule entsprechend geschätzt wird.
Für meine erste, umfassendere Unterrichtserfahrung hatte ich hier das optimale Setting erwischt: die Klassenstärke von sechzehn Kindern empfand ich als genau richtig, zumal mindestens sechs davon besonderen Förderbedarf hatten. Meiner anfänglichen Nervosität und Sorge darüber, was ich alles verkehrt machen würde, wirkte die wohlwollende, entspannt-respektvolle Art des Umgangs miteinander entgegen, wie sie hier gewissermaßen als Kulturgut gepflegt wird.

 

Nach einem zutiefst erfüllenden, bereichernden und sehr beglückenden Monat, in dem ich soviel Pawpaw und Avocado

wie möglich gefrühstückt und so viele Muscheln wie möglich am Meer gesammelt hatte, fasste ich mir ein Herz und machte mich bereit für den Abschied – von Kapstadt, von der Natur und von den Menschen dort – und auch von der Klasse und dem Kollegium. Wir hatten uns ja gerade erst eingespielt, und die Dynamik war vielversprechend gewesen… das ist sie

allerdings auch am Lehrerseminar in Berlin! Die Vorfreude darauf und der ausklingende Rausch des Frühlingsbasars begleiteten mich auf die Rückreise.

https://www.gaiawaldorf.co.za

https://centreforcreativeeducation.org.za

https://highafrica.com

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Alanya, Türkei: Notfallpädagogisches Seminar

Notfallpädagogik, Waldorfschule Alanya, Türkei

Nichts ist wie zuvor – ein Erdbeben erschüttert Syrien und den Südosten der Türkei

Notfallpädagogisches Seminar für über 400 Kolleg:innen in Alanya

Ein schweres Erdbeben forderte in der Nacht vom 05. auf den 06. Februar über 50.000 Tote. Mehrere hunderttausend Menschen mussten evakuiert werden und befinden sich nun in Notunterkünften verschiedenster Großstädte und Landkreise. Auch in Alanya wurden über 40.000 Menschen untergebracht. Unter trauma-pädagogischen Gesichtspunkten war auch die Weisung des Erziehungsministeriums (Milli Eğitim) sinnvoll, dass die Kinder und Jugendlichen aus den betroffenen Gebieten zügig in Schulen gehen sollen.

So war es wichtig, dass auch die Kolleginnen und Kollegen der Waldorfschule in Alanya sich auf diese ausserordentliche Situation vorbereiteten. In der Notfallpädagogik sprechen wir von der „Schule als sicherem Ort“ – wie schaffen wir diese, was bedeutet das?

Mit den Freund:innen von „Notfallpädagogik ohne Grenzen“ organisierten wir innerhalb kürzester Zeit ein Seminar zur Notfallpädagogik. Am Freitag 17.02. startete ein intensiver Arbeitstag mit dem Kollegium und am Samstag und Sonntag kamen jeweils über 200 Pädagog:innen aus vielen staatlichen und privaten Schulen Alanyas in die Waldorfschule, um die Gesichtspunkte der Notfallpädagogik kennenzulernen. Mit Impulsvorträgen und in Arbeitsgruppen wurden die Kolleg:innen auf die angekündigte besondere und  herausfordernde Situation vorbereitet. Es war für viele eine wichtige  und durchaus beeindruckende Erkenntnis, dass durch den ganzheitlichen – menschenkundlichen Ansatz den Kindern, die sich in einer tief erschütterten Lebenssituation befinden, geholfen werden kann und so „Schule als einen sicheren Ort“ zu schaffen und die Welt wieder ein bisschen freundlicher zu gestalten.

Inzwischen haben wir von verschiedensten Kollegien aus Alanya gehört hat, dass die alltäglichen Situationen gut ergriffen werden konnten und sich ein schulischer Alltag gestalten lässt, der rhythmisiert ist und auch eine Leichtigkeit birgt, so dass sich vielleicht auch die schlimmen Träume der betroffenen Kinder und Jugendlichen langsam verändern werden. Wie gut, dass wir dabei helfen konnten.

waldorfalanya.org
@waldorfyasamokulu

Alle Fotos © by Waldorfschule Alanya, Türkei

Seminar feierte 33. Geburtstag / Vortrag von Herman Seiberth

33. Geburtstag Seminar für Waldorfpädagogik Berlin

Feier – Kolloquium unseres Seminars am Dreikönigstag 2023

Unbefangenheit – „Für-möglich-Halten“

Das Zukunftsbild hinter den Symptomen identifizieren.

Unter diesem Motto versammelten sich Wegbegleiter:innen der Gründungszeit, Freundinnen und Freunde und das Kollegium des Seminars, um, etwas verspätet, den 33. Geburtstag des Seminargründungsimpulses zu feiern.

Es war in der Wendezeit, ca. ein Jahr vor dem Fall der Mauer, als die ersten Lehrer:innenbildungskurse in Berlin begannen – eine Zeit des Aufbruchs.

Wir haben also den Zeitraum einer Generation ins Auge gefasst, haben versucht zu erkennen, wie sich der Impuls manifestiert und verwandelt hat und welche Wandlungen für die nächste Generation aus dem Zukunftsstrom anklingen. Es war gleichermaßen eindrücklich und berührend nochmals die wegweisenden Gründungsmomente geschildert zu bekommen, den Wandel zu erkennen und mit dem erahnten Zukünftigen zu verbinden – Akzente und Blicklenkungen für die Gegenwart konnten so entwickelt werden, die in unseren alltäglichen Ausbildungs- und Studienalltag einfließen werden.

Es waren intensive drei Stunden, die im Flug vergingen – ein wenig herausgehoben aus Zeit und Raum. Am gut ausgestatteten Buffet und bei weiteren Anekdoten fand der Abend einen geselligen, fröhlichen Abschluss.

Christoph Doll