Unbefangenheit –„Für-möglich-Halten“ von Hermann Seiberth
Essay aus der Zeitschrift „mittendrin“ Mit freundlicher Genehmigung der Redaktion und Herrn Seiberth.
Phänomene und Symptome
Das Zukunftsbild hinter den Symptomen identifizieren
1988 fanden sich drei Freunde in dem gemeinsamen Impuls zusammen, ein Waldorf-Lehrerseminar zu gründen. Anlass war der Vorwurf von Verantwortlichen der Waldorfschule in Zehlendorf, die vier Jahre zuvor (gegen massiven Widerstand) gegründete Kreuzberger Waldorfschule würde der bestehenden Schule Schaden zufügen. Der Lehrernachwuchs bevorzuge die junge Kreuzberger Schule. Die älteste und bislang einzige Waldorfschule Berlins leide darunter. Die drei Freunde – ein Werbetexter, ein Archäologe und ein Gärtner –, waren keine Pädagogen, jedoch der Waldorfpädagogik als Eltern verbunden.(2) Die Gründung sollte auch solchen Menschen die Ausbildung zum Waldorflehrer ermöglichen, die aus finanziellen Gründen daran gehindert waren. Vor allem Bewerbern aus dem Ostteil der Stadt. Allen dreien war klar, dass wir vorbereitet sein mussten, wenn es dem Michaeliten Gorbatschow gelingen würde, die Aufforderung Ronald Reagans am 12. Juni 1987 “Tear down this wall!“ zu realisieren.
Außer ihrer Entschlossenheit, das für erforderlich Gehaltene realisieren zu wollen, verfügten die Initiatoren über keinerlei Voraussetzungen, die dafür notwendig schienen. Sie hatten „Nur eine Rose als Stütze“ (Hilde Domin).
Als in der Nacht vom 9. November 1989 durch ein vorausgegangenes Missverständnis im Führungszirkel der SED-Machthaber die Mauer von Ostberlinern erstürmt wurde, waren die Vorbereitungen wundersamer Weise abgeschlossen.
Interessenten aus dem ehemaligen Ostteil der Stadt und anderen Regionen konnten mit Förderung der Ausbildungskosten und des Lebensunterhaltes durch das Arbeitsamt ihr Studium unmittelbar beginnen. Möglich geworden war es durch das Zusammenwirken von zahlreichen Freunden, die gelernt hatten, Unmögliche für möglich zu halten und sich selbstlos für das gemeinsame Ziel zu engagieren.
Ohne Zuwendungen durch den Bund der Freien Waldorfschulen in Stuttgart begann das Seminar wenig später mit einem qualifizierten Stamm an fachkundigen Dozenten und begeisterten Teilnehmern in rasch vom FORUM Berufsbildung Berlin bereitgestellten Räumen in der Hedemannstrasse in Kreuzberg nahe dem Checkpoint Charlie, einem der bekanntesten Berliner Grenzübergänge durch die Berliner Mauer zwischen 1961 und 1990.
In geduldigen Gesprächen gelang es auch, die anfangs äußerst skeptischen Kollegen vom Stuttgarter Bund für die Anerkennung der Absolventen des Berliner Seminars für Waldorfpädagogik als Waldorflehrer zu gewinnen. Frei nach Johann Wolfgang: Das Unzulängliche, hier ward’s Ereignis; Das Un- beschreibliche, Hier ward‘s getan. (Faust II, 5. Akt) Was von drei – im Sinne des Vorhabens mittellosen – Nichtpädagogen ersonnen war, ist in dreiunddreißig Jahren zu einem aus der Welt nicht mehr wegzudenkenden Baustein der Waldorflehreraus- und Weiterbildung gewachsen.
Waldorfschulen sind nach wie vor im Wachsen begriffen. In Berlin hat die Gründung der Kreuzberger Waldorfschule 1985 nach siebenjähriger Vorbereitung (2+5 Jahre) die Türe aufgestoßen zur Gründung weiterer Waldorfschulen – mittlerweile versuchen 12 Waldorfschulen in Berlin die steigende Nachfrage nach Schulplätzen zu versorgen: www.berlin.de/special/jobs-und-ausbildung/adressen/waldorfschule/.
Unter dem Lehrermangel leiden mittlerweile alle Waldorfschulen. Das Seminar für Waldorfpädagogik Berlin nimmt dabei eine zentrale Rolle ein für die Ausbildung des Waldorflehrer-Nachwuchses: www.waldorfseminar.berlin.
Es war ein kleiner Samen, der in drei Jahr- zehnten Dank der engagierten, kompetenten Mitwirkenden im Seminar zu einem großen, reiche Früchte tragenden Baum heranreifte. Der Samen war in eine keimkräftige Erde gefallen, die ihn zu erwarten schien.
Vor dreiunddreißig Jahren setzten die drei Akteure ihren „Fuß in die Luft – und sie trug“ (Hilde Domin, „Nur eine Rose als Stütze“).
Ein Impuls wurde in das „geschichtliche Werden hineingelegt“, der „hinausreicht über den Tag“. (Lit.: GA 180, Vortrag vom 23.12.1917)
Blick zurück
Im Rückblick auf den damaligen Werdeprozess werden überraschende Aspekte erkennbar. Es ist ja zunächst ein winziges Detail des gesellschaftlichen Wandels. Der geschärfte Blick auf dieses Kleine, auf die mikro- und mesosoziale Dimension des gesellschaftlichen Werdens ist durch die eigene Erfahrung angereichert.( 3 ) Das Kleine, selbst Erfahrene liegt perspektivisch näher als die weltbewegenden Phänomene der umwälzenden aktuellen kulturellen, rechtlichen und wirtschaftlichen Geschehnisse der makrosozialen (und megasozialen – Glasl (4)) Dimension.
Mit der Lupe betrachtet entpuppt sich der Zeitraum von dreißig Jahren als eine Zeitgestalt von 33 1/3 Jahren, in der in die Welt gestellte Menschentaten sozial wirksam zur Reife kommen. Das Beispiel zeigt, was in einem solchen Zeitraum von einem ‚Weihnachten‘ zu einem ‚Ostern‘ in dreiunddreißigeindrittel Jahren im Sozialen sich bilden kann. ( 5 )
Phänomene erklären Vergangenes – Symptome weisen auf die Zukunft
Wenn sich Menschen austauschen darüber, welche Zeitnotwendigkeiten sie wahrnehmen und was sie dabei empfinden, ist es ein kleiner Schritt, sich zu verständigen darüber, welche Willensimpulse sich in der Folge bei jedem einstellen.
Je weniger diese Willensimpulse gestört sind von Egoismen, je mehr sie aus einer tiefen Intuition inspiriert sind, impulsieren sie Taten, die im Rückblick als Symptome eines überindividuellen Transformationsprozesses erlebt werden können, in den sie sich lebenspendend einfügen. Gleichzeitig werden sie häufig von Vertretern der etablierten Ordnung bekämpft, da sie aus einer Quelle inspiriert sind, die von aus der Zukunft kommenden Kräften tingiert ist.
Die ihnen entgegenstehenden Kräfte der etablierten Ordnung speisen sich aus mit Vergangenheitskräften verbundenen Quellen. ( 6 ) Eine gehörige Portion Mut erfordert der Umgang mit unvermeidlich auftauchenden, unüberwindbar erscheinenden Hindernissen und Handlungen Dritter, die persönliche An- griffe einschließen. Sich nicht beirren lassen, erfordert Standfestigkeit. Sie wird getragen von Selbstlosigkeit, die mit dem Impuls verbunden ist. Dass die Willensimpulse und Handlungen der Kontrahenten zwei grundsätzlich verschiedenen Zeitströmen angehören, deren antagonistische Natur die aufeinandertreffenden Willensimpulse prägen, zeigt erst die Rückbesinnung auf die durchlebten Ereignisse. ( 7 ) Blickt man auf die Figur, die Gestalt des Gründungsvorganges, wird der tastende Versuch erkennbar, Zeitphänomene als Symptome von Entwicklungen zu lesen, die in der Zukunft liegen.
1989 – 2022 = 33 Jahre Zeitgestalten erfassen
2022 jährt sich das Wendejahr 1989 zum dreiunddreißigsten Mal. Der Begriff der „Wende“ charakterisiert nicht nur den Fall der Berliner Mauer. Die Öffnung des Eisernen Vorhanges prägt 1989 als „Schlüsseljahr der europäischen Geschichte“. Nimmt man das Datum des 3. Oktober 1990, den Tag der deutschen Wiedervereinigung hinzu, lenkt der Gesichtspunkt des 33 1/3-Jahre-Rhythmus den Blick auf das Jahr 2023, bzw. Januar 2024.
Das Geschehen an der Zeitenwende vor zweitausend Jahren in Palästina bildet den Hintergrund für die Zeitgestalt des 33 1/3- Jahre-Rhythmus. Ihr liegt urbildhaft die Lebenszeit des Christus-Jesus zugrunde. Sie hat der Erde ihren Rhythmus eingeschrieben als Umlaufszeit geschichtlicher Ereignisse. Im dreißigsten Lebensjahr des Jesuslebens markiert die Jordantaufe das wenig verstandene Geschehen der Verbindung des Christus – des Gottessohnes, einem göttlich-geistigen Wesen – mit dem Leib des Jesus für drei Jahre.
Das dreißigste Jahr jeder menschlichen Biografie kann seither als Beginn der drei ‚Christusjahre‘ gesehen werden, deren Ereignisse häufig Bedeutung für das ganze folgende Leben haben. Im Sozialen erschließt die Aufmerksamkeit auf den 33-Jahre Rhythmus den Zusammenhang zeitlich weit
auseinanderliegender Ursachen und Wirkungen. Was ‚Weihnachten‘ geboren wurde, feiert im geschichtlichen Sinne nach dreiunddreißig Jahren sein ‚Ostern‘, seine ‚Auferstehung‘.
Die Umlaufzeit der 33-Jahre-Zeitgestalt wird gebildet von einem ‚Weihnachten‘ zu einem ‚Ostern‘, das (genauer) dreiunddreißigeindrittel Jahre nachher liegt – durch das Leben des Christus-Jesus in Palästina dem Lebensleib der Erde eingeprägt. (Lit.: Rudolf Steiner, GA 180, Vortrag vom 23.12.1917)
Vor dreiunddreißig Jahren
Erinnern wir die Meilensteine der kulturellen, rechtlichen und wirtschaftlichen Umwälzungen vor dreiunddreißig Jahren, die von mutigen DDR-Bürgern erkämpften, (von Martin Luther King befeuerten ( 8 )) lange unmöglich erscheinenden Veränderungen mit ihren Rechtsfolgen:
- 31. August 1990: Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen
Demokratischen Republik über die Herstellung der Einheit Deutschlands (Einigungsvertrag). - 20. September 1990: Die Volkskammer der DDR und der Deutsche Bundestag stimmen dem Vertrag zu
- 29. September 1990: Inkrafttreten des Einigungsvertrages vom 31. August 1990 – Inkrafttreten der letzten
Änderung am 28. Juli 2021 - 3. Oktober 1990: Tag der Deutschen Einheit. Wirksamwerden des Beitritts der Deutschen
Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland – im Einigungsvertrag als Nationalfeiertag zum gesetzlichen Feiertag bestimmt zur Erinnerung an die seit dem frühen 19. Jahrhundert angestrebte Wiedervereinigung Deutschlands. Die neugegründeten Länder Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie Berlin treten als neue Länder der Bundesrepublik Deutschland dem Geltungsbereich des Grundgesetzes bei. Welche Merkmale prägen das ‚Ostern‘ dieser weihnachtlichen Geburtsimpulse, deren Auswirkungen den politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Realitäten Europas neue Grundlagen schufen?
In was haben sich die 1989er-Impulse im Jahr 2022 verwandelt?
Welchen gesellschaftlichen Entwicklungen sehen wir uns heute gegenüber? Lassen sich gegenwärtige meso- und makrosoziale Phänomene als Reifeprozesse von Ereignissen beobachten, deren Keime dreiunddreißig Jahre zurückliegen? Welche Ereignisse mit dem Charakter einer Kulmination/Verwandlung der 1990er Ereignisse werden nach 33 Jahren die nächsten Jahre, insbesondere das Jahr 2023, bzw. Januar 2024 prägen?
Zweifellos ist das Ost-West-Verhältnis, das 1989 durch diplomatische Meisterleistungen auf dem Verhandlungswege sich auf konfliktfreie Weise in eine neue europäische Ordnung verwandelte, erneut im Mittelpunkt. Die unsäglichen Menetekel von Not, Gewalt und Angst, von Krieg und Gewalthandeln schienen durch die 2+4-Verträge in Europa gebannt und überwunden, während die weiter zunehmenden sozialen Disparitäten, kriegerischen Auseinandersetzungen und die dramatische Gefährdung der natürlichen Lebensgrundlagen weltweit Not und Elend für den überwiegenden Teil der Weltbevölkerung gravierend verschlimmern.
Krieg flammt wieder auf in der Mitte Europas – Russland überfällt die Ukraine. Ein Angriff auf das Herz Mitteleuropas, in dem die nächste Kulturepoche wurzeln soll (!). Welche Kräfte der Vergangenheit kulminieren? Was für Folgen werden in 3 x 33 1/3 = 100 Jahren daraus erwachsen? (9) Welche Geburtsimpulse sollten heute veranlagt werden, damit eine nächste Generation weltweit heilsame Entwicklungen befördern kann? Wie trage ich als individueller Mensch zur Befriedung bei? Wie kann ich mich verbinden mit anderen so, dass 2+2 nicht 4 ergibt, sondern Kräfte sich potenzieren? Wie bilden wir soziale Innenräume, in die sich Kräfte einbilden können, die uns befähigen, heilsame Welten zu bauen? Berge zu versetzen erfordert handwerkliches Geschick, moralische Intuition, moralische Phantasie und moralische Technik. Konstruktives Miteinander ist Hexenwerk. Als „Hexenwerk“ werden heute unerklärliche Vorgänge bezeichnet. Als Hexen wurden im bewusstseinsdunklen Mittelalter Frauen mit
außergewöhnlichen Fähigkeiten bezeichnet. Der Begriff ist eine Verballhornung des althochdeutschen Begriffes „haeg’sche“. Eine haeg’sche ist eine „weise Frau im Haag“. Der Haag ist der mit einem geflochtenen Weidenzaun „umfriedete“ Garten. Die indogermanische Wurzel von Weide ( 1 0 ) ist
*uei(ə)– „biegen, winden, drehen“. Mit dem Flechtwerk sind die weisheitsvoll verflochtenen Gedankeninhalte ins Bild gesetzt. Als Glyphe = Zeichen ( 11 ) ist es der Hinweis auf Weisheit, die entsteht, wenn Gedanken tief empfunden werden, wenn Kopf und Herz sich miteinander verbinden. In den Mysteriendramen Rudolf Steiners tritt eine weise Frau als „Frau Balde“ auf. Sie antwortet auf die Frage von Prof. Capesi- us, wie sie denn zu ihren Märchen komme: „Sie müssen nur ihr Herz in den Kopf hinauf- heben.“ In diesem Sinne ist die haeg‘sche die weise Frau in uns, in dir und mir. Sie will erwachen in einem umfriedeten Raum der Besinnung in uns, vor Alltagsgedanken geschützt, befriedet, in dem wir das „Herz in den Kopf hinaufheben“.
Das ewig Weibliche ist keine Genderfrage, sondern? – ja eben.
Es will erschlossen werden, was im Verborgenen lebt in uns:
„Ihr kennt sie wohl, sie schwärmt durch alle Zonen; / Ein Flügelschlag – und hinter uns Äonen!“
Anmerkungen
- Nebenübung Nr. 5 des anthroposophischen Schulungsweges. Siehe GA 10
- Andreas Wiechmann (Werbetexter), Murat Özmen (Archäologe), Hermann Seiberth (Gärtner)
- mikro-sozial: Face to face, Kleingruppe, Familie / meso-sozial: Organisationseinheit, Tochterunter- nehmen, gesamte Organisation / makrosozial: großer Konzern, Stadt, Kanton, Land, Interessen- verbände. Näheres siehe: https://anthrowiki.at/Mikro-_meso_und_makrosozial
- Symposium: Friedrich Glasl: „Die Praxis systemischer Konfliktbearbeitung in Organisationen“, Witten, 11. März 2016
- Rudolf Steiner am 23. Dezember 1917, Basel: „Mit dem geschichtlichen Zusammenhange ist es so, daß für unseren gegenwärtigen Menschheitszyklus wir nicht verstehen können, wir nicht begreifen und richtig empfinden können ein Ereignis, das sich heute, 1917, vollzieht, wo sein Osterjahr ist, wenn wir nicht zurückschauen bis in die Zeit, da sein Weihnachtsjahr war, wenn wir nicht zurückschauen in das Jahr 1884. Für das Jahr 1914 ist also zurückzuschauen in das Jahr 1881. Was die Generation, die vorher an der Geschichte mitgetan hat, für Impulse hineingewor- fen hat in den Strom des geschichtlichen Werdens, das hat eine Lebenszeit von dreiunddreißig Jahren; dann ist sein Osteranfang, dann ist seine Auferstehung. […] Zusammenhänge in Intervallen von dreiunddreißig zu dreiunddreißig Jahren, das ist dasjenige, was Verständnis bringt in dem fortlaufenden Strom des geschichtlichen Werdens. […] Und eine Zeit muss kommen, wo der Mensch in der Weihezeit, die ihren Anfang nimmt mit der Weihenacht vom 24. auf den 25. Dezember, sich darauf besinnt : Was du – so möge er sich sagen –, was du jetzt tust, das wird fortwirken und erst auferstehen und erst äußere Tat werden, nicht im persönlichen, im geschichtlichen Sinne, nach dreiunddreißig Jahren. Ich verstehe dasjenige, was jetzt geschieht, wenn ich zurückblicke – selbst im äußeren Geschehen verstehe ich dasjenige, was jetzt geschieht – auf die Zeit, die sich jetzt nach der Regel der dreiunddreißig Jahre erfüllen muss.“
- Die Polarität zwischen dem Entwicklungsstrom aus der Vergangenheit und dem Einschlag aus dem Zukunftsstrom aus dem Reich der Dauer ist beschrieben in den Vorträgen vom 6.–13. September 1918 in Dornach: „Die Polarität von Dauer und Entwicklung im Menschenleben“ (GA 184)
- In einem unveröffentlichten Vortrag über „Wahrnehmung und Begriff im Kontext der Symptomatologie“ vom Juni 2003 in Bommersvik/Schweden hat Lex Bos, Zeist/Niederlande diese sich notwendig widersprechenden und doch zusammengehörenden Zeitströme anschaulich charakterisiert. Das Urbild dafür findet sich im „Grundsteinspruch“: „Geist-Erinnern“ (Phänomenologie) und „Geist-Erschauen“ (Symptomatologie). Der Grundstein ist der Spruch, den Rudolf Steiner der neubegründeten Anthroposophischen Gesellschaft als ihr Fundament gab. Siehe „Die Weihnachtstagung zur Begründung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft 1923/1924 “ (GA 260) und
Willem Zeylmans van Emmichoven: „Der Grundstein“. - 13.09.1964: Der US-amerikanische Bürgerrechtler und Baptistenpastor Martin Luther King (35 J.) besucht das seit drei Jahren geteilte Berlin. Nach einer Predigt vor 20.000 Menschen in der Westberliner Waldbühne lässt er sich an die Berliner Mauer bringen, wo man am Morgen einen von fünf Kugeln schwer verletzten DDR-Flüchtling über die Mauer gerettet hat.
Obwohl US-Behörden ihm – wohl wegen des Zwischenfalls – seinen Pass abgenommen haben, will Martin Luther King wie geplant in den sozialistischen Ostteil der Stadt und lässt sich an den Checkpoint Charlie fahren. Obwohl er nur seine American-Express-Card dabei hat, lassen die DDR-Grenzer ihn einreisen. – Der gewaltlose Widerstand könne überall funktionieren, sagte King und erinnerte an die Näherin Rosa Parks, mit der der Busboykott in Montgomery begonnen hatte, und an sein Vorbild Gandhi. (www.aref.de/kalenderblatt/2019/37_martin-luther-king_in-berlin_1964.php) Anm. (Sept. 1964 + 33 1/3 = Jan 1998) Ev. Pastoren berichteten mir, die Ermutigung durch M.L.King hätte als Kraftquelle die Widerstandsbewegung befeuert bis 1989. - 3 x 33 1⁄3 Jahre = 100 Jahre. Die Umlaufzeit eines Jahrhunderts mit ähnlicher Kulminationswirkung. „Man erkennt die Intensität eines Impulses, den der Mensch ins geschichtliche Wer- den hineinlegt, auch in seiner Wirksamkeit durch drei Generationen hindurch, ein ganzes Jahrhundert hindurch.“ (Rudolf Steiner, GA 180, Vortrag vom 26.12.1917, S. 60).
- Weide = (mhd. wīde, ahd. wīda) und vergleichbare Substantive aus anderen indogermanischen Sprachen (z. B. schwed. vide „Weide“, lat. vitis „Ranke, Rebe“, griech. itéā „Weide“) lässt sich unter Rückgriff auf lautähnliche Verben wie lat. viere „binden, flechten“ und russ. vit
„winden“ die gemeinsame idg. Wurzel *uei(ə)– „biegen, winden, drehen“ erschließen, http://red.wissen.de/wortherkunft/weide - Wir können die darin verborgene Weisheit lesen, entschlüsseln, wenn wir die als Code verwendeten Zeichen = Runen und Glyphen entziffern. Den Schlüssel für den Code zur Entschlüsselung der Glyphen finden wir im Althochdeutschen. Die mit der Verschlüsselung der alten Weisheiten Beauftragten wurden ‚Kalander‘ genannt. ‚Kalander‘ ist gewissermaßen eine Berufsbezeichnung für Menschen, die in allen Kulturen (im Sufismus ‚Qualaender‘) Träger der erinnerten alten Weisheit waren, und die Aufgabe hatten, sie in Glyphen verzaubert zu tradieren, so dass sie in Märchen-, Sagen-, Epen-, Legenden-Bildern, Malereien, Skulpturen und Plastiken bis zu den romanischen Kirchen-Bauhütten als dem Unkundigen verborgene Sprache hineingeheimnisst werden konnten. So konnten sie die Zeiten der Dunkelheit überdauern, in denen sie dem menschlichen Bewusstsein im Übergang vom traumhaften Bilderbewusstsein zum wachen Verstandesbewusstein verloren gehen mussten. Nach dem Ablauf des ‚Kali Yuga‘, dem finsteren Zeitalter, im Jahre 1899 und dem Anbruch des lichten Zeitalters – Krita Yuga (Satya-Yuga) –, in dem wir leben, kann uns der Code helfen, diese verborgene Sprache wieder zu entschlüsseln, sie zu enträtseln. (Sechs Jahre vorher wurde 1893 Rudolf Steiners „Die Philosophie der Freiheit – Grundzüge einer modernen Weltanschauung“ publiziert). Dass der Code zur Verschlüsselung des verloren gehenden Wissens in Glyphen einheitlich in allen Sprachen der nachatlantischen Kulturen angewandt wurde, erklärt sich aus der gemeinsamen Quelle der indoeuropäischen Sprachen im Sanskrit, des auf 1500 v. Chr. datierten Altindischen und seinem Ursprung in den noch viel länger zurückliegenden Sonnenmysterien der versunkenen Atlantis.
- „Elpis, Hoffnung“, aus Goethe, „Urworte. der griechischen Mythologie, vermutlich des Zeus) und Mutter der Göttin des Gerüchts „Pheme“ (lat. Fama); ihr entspricht die lateinische Göttin der Hoffnung „Spes“ (Wikipedia). // Im Verhältnis dazu Anthrowiki: Elpis, die Hoffnung, lat. Spes, ist eine der drei von Paulus genannten christlichen Tugenden (1 Kor. 13,13). Nachdem alle Übel aus der Büchse der Pandora entwichen sind, bleibt einzig Elpis (griech. ἐπίς), die Hoffnung, zurück. Hoffnung ist nach Rudolf Steiner die eigentliche Tugend des physischen Leibes: „Das was wir im Leben brauchen als im eminentesten Sinne belebende Kräfte, das sind die Kräfte der Hoffnung, der Zuversicht für das Zukünftige. Der Mensch kann ohne die Hoffnung überhaupt nicht einen Schritt im Dasein machen, insoweit es der physischen Welt angehört […] Hoffnung ist […] die eigentliche Tugend des physischen Leibes […].“ (Weiterlesen ist sehr zu empfehlen.)