Musik

Wenn wir über Musik sprechen, haben wir es mit einem Thema zu tun, das uns nahe steht. Musik als Begriff ist für uns nichts Unbekanntes, und doch ist das, was wir normalerweise mit Musik in Verbindung bringen, wie wir sie definieren, nur ein Teil von etwas, das viel komplexer ist und dessen Kern im tiefsten und intimsten Inneren einer Person stattfindet.

Musik in ihren verschiedenen Formen ist das Ergebnis eines Bedürfnisses, einer historischen Suche, das Ergebnis des menschlichen Wesens. Musik ist kein von der Menschheit getrenntes Phänomen, sie ist die Menschheit selbst. In diesem Sinne ist Musik auch dasjenige, was in einem Menschen geschieht und was zu einem bestimmten Zeitpunkt Klang oder Ton-Verbindungen erfordert, um zum Ausdruck gebracht zu werden. Musik ist demgemäß die Klangdarstellung des Menschen.

Ähnliches passiert mit der Pädagogik: Wir reduzieren sie in Begriffen, wir beziehen sie auf Lehren und Lernen, Bildung, Unterricht. Aber all dies ist im Rahmen der Begegnung möglich, und dies hat wieder etwas mit dem Wesentlichsten des Menschen zu tun. In einem pädagogischen Rahmen über das Musikalische zu sprechen bedeutet, über das Zusammentreffen musikalischer Wesen in ihrer Urkraft zu sprechen, das heißt, indem wir uns treffen, entsteht die Musik.

Aus diesem Grund sprechen wir, wenn wir über Musik in der Waldorfpädagogik reden, nicht über ein Fach, sondern über eine Form der Begegnung. Es soll also nicht Musik unterrichtet, sondern in Musik das Musikalische unterrichtet werden.

Im Rahmen dessen was die Begegnung für die Waldorfschulen pädagogisch bedeutet, bieten wir in unserem Seminar eine kontinuierliche Begleitung des musikalischen Aspekts in der Aufgabe des Klassenlehrers an. In dieser Hinsicht wird während der zweijährigen Ausbildung das Singen gepflegt, das Erlernen melodischer und harmonischer Instrumente sowie die rhythmische Arbeit kultiviert. Dies steht nicht nur als kunstpädagogische Qualität unserer Seminar-Identität, sondern auch als Orientierungspraxis des zukünftigen Waldorflehrers, der zukünftigen Waldorflehrerin.   (Juan Carlos Otalora)